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[GAA, Bd. IV, S. 167]

 


1.
Handschrift Handschrift Handschrift Stadt-Theater.

  Montag, den 30. Nov.: 1.) Zum Erstenmale: Michel
Perrin. Lustspiel in 2 Aufzügen nach Melesville und Duveyrier,
5von Theodor Hell.

  Fouché war der Mann, welcher nach Belle-Alliançe Napoleon
retten konnte, und ihn, weil es ihm profitabler dünkte,
vertilgte. Die Herren Melesville oder Duveyrier haben ihn
verbessert, und zu einem sentimentalen Thoren gemacht, den
10Polizeiminister von 1800. Die Bühne soll der Zeitspiegel seyn,
sagt Hamlet, und darum ist es recht, auch Stücke, Handschrift welche an
sich schlecht sind, aber hier und da gefallen, aufführen zu
lassen. Das Publicum kann erst das Beste wählen, wenn es
Alles kennt, schlecht oder gut. — Herrn Dölle rath' ich zu
15keiner gepuderten Perücke in dieser Rolle. Die Perücken waren
zur Zeit, in welche die französischen Brotdichter das Stück
verlegen, verboten, und was schlimmer, nicht Mode in Paris.
Ueberhaupt war der Mann der Rolle nicht gewachsen. Einem
Polizeiminister darf man's nicht ansehen, daß er ein solcher
20ist. — Madam Schenk ist auf einem gefährlichen Weg.
Sie übertreibt! und braucht' es nicht, weil sie liebenswürdig
genug ist. Wozu die gesuchte Accentuation nebst überflüssigen
Gesten ect.? Sey sie einfach, ihr Talent bedarf keiner Künstelei.
Suche sie nichts auswärts der Rolle, gebe sie jede, wie sie
25geschrieben. — Hr. Henckel.? Viele Mühe, viel guter
Wille, aber seine bedeutenden Gaben so berechnet und ängstlich
vertheilt, daß man das Studium Handschrift mehr bemerkte als den
Künstler, dessen höchste Aufgabe darin besteht, uns zu erheben,
und uns glauben zu machen, es sey etwas mehr an seiner
30Sache als Dichtung.

  2.) Die Neugierigen. Lustspiel in 2 Aufzügen von
F. L. Schmidt.

  Das Spiel war besser als das langweilige Stück. Dem.
Hanff II sah Referent zum erstenmal. Sie scheint noch
35blöde, hat's nicht nöthig. Dem ganzen Publicum gefiel sie in
der Darstellung ihrer kleinen Rolle. Etwas tapfererHandschrift