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[GAA, Bd. IV, S. 171]

 


1822 im Hamlet als sichtlich bejahrte Gertrud sah, ist zu
alt, um dergleichen moderne Sachen selbst zu erfinden. Sie
scheint was übersetzt zu haben, und außer Herrn Jenke und
seinem trefflichen Costume war nichts am Stück, als daß die
5anderen Schauspieler sich ehrlich quälten, es zu verschönern.

  2.) Zum Erstenmale: Der Unschuldige muß viel
leiden. Lustspiel in 3 Aufzügen nach dem Französischen
bearbeitet von Theodor Hell.

  Handschrift Der Verfasser und der Uebersetzer haben Recht, indem sie
10diesem Werke diesen Titel gaben. Ob auch sie bei dessen
Fabrication gelitten, weiß Ref. nicht, aber ein großer Theil
der Zuschauer litt. Ein ehrlicher Kauz von Ehemann (Stiller)
wird verdächtigt, eine gewisse Mamsell Constanze besucht zu
haben. Der Banquier Flittner besuchte sie. Alle bürden jedoch
15dem Stiller die Schuld auf, Handschrift bis sich die Posse so gewöhnlich
als gemein lös't. Constanze blieb unverletzt und treu, wie sie
sagt.0.
5.
Handschrift Stadt-Theater.

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  Sonntag, den 13. Dec.: Oberon, König der Elfen.
Romantische Feenoper in 3 Aufzügen nach dem Englischen
des Planché bearbeitet von Theodor Hell. Musik
von Carl Maria v. Weber.

  Maria von Weber war ein Melodiensammler, sonst dürr
25wie sein trommelfelliges Gesicht. Am Freischütz sammelte er,
wie das alte amsterdamer Conversationslexicon ausweis't, Handschrift von
1812 bis 1821, und seine Sache gelang endlich, weil sie im
Zärtlichen und Ernsten die ernsthaft gemeinten Gesammtgefühle
seines Lebens enthielt. Nun aber, nach dem Freischütz,
30wurde der Componist berühmt, ohne daß er das geahnt, und
schrieb in Begeisterung für Geld und Brot. Daher die matte
Euryanthe und der englisch trompetende Oberon, beides wahrscheinlich
bestellte Waaren.

  Weber wäre ein Genie sonder Gleichen gewesen, hätte er
35über diesen Text vom Hrn. Planché in London eine erträgliche
Musik werfen können, und sein Eckiges damit verbergen.