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[GAA, Bd. IV, S. 183]

 


  Dasmal war Herr Jenke wieder ganz der heitere, seine
Partie veredelnde Schauspieler. Die List, Handschrift Dummheit und Gutmüthigkeit
des Jean Champenoux sind nicht besser zu vereinen
und auszudrücken als er that. Auch Herr Dölle (Justizrath)
5carrikirte nicht, sondern zeigte ein löbliches Bestreben,
seine Aufgabe ansprechender zu lösen als sie geschrieben
ist. Die Frau von Lucy war trefflich, wie gewöhnlich,
nur hüte sie sich vor Manier, und nehme die Rollen so individuell
als möglich.

10Grabbe.
15.
Handschrift Stadt-Theater.

  Freitag, den 15. Jan.: Des Adlers Horst. Romantisch
-komische Oper in drei Aufzügen von Karl von Hol-
15tei. Musik von Franz Gläser.

  Dieser Horst des Adlers liegt eben nicht so hoch, wie er
nach Natur dieses Vogels liegen müßte, vielmehr liegt er an
den gewöhnlichen Opernchausséen, auf welchen die jüngeren
Componisten, statt etwas neues zu schaffen, älteren Meistern
20nachzulaufen pflegen. Hr. Handschrift Gläser ahmte dem C. M. v.
Weber nach, bewies indeß, wie es natürlich die Folge jeder
Nachahmerei seyn muß: daß er keine Originalität besitze,
sondern höchstens gläsern und ein Spiegel besserer Muster
sey.

25
  Die Dem. Meiselbach sang und spielte die Rolle der
Rose recht gut. Ihr Mann (sc. in der Oper) Hr. Versing,
der Handschrift trefflich sang, schoß auf den Adler, der ihr das Kind geraubt
hatte, und die Frau holte es wieder, was dem Zuschauer
ziemlich gleichgültig war, besonders weil das Kind
30aus Lumpen besteht. — Herr Schyansky und Herr
Burmeister befriedigten mit ihrem Spiel und Gesang
das Publicum. Hr. Euling war tüchtig, wie er stets ist.
Leider wird jetzt nur meistens das Uebertriebene anerkannt
und die echte, characteristische Darstellung vergessen.

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  Handschrift Hr. Wüstenberg muß seine Stimme beherrschen lernen.
Heute Abend versuchte er es mehr als früher. Die Altstimme:
Mad. Meyerhöfer schnarrte zuviel. —