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[GAA, Bd. IV, S. 214]

 


  Unser Philipp von Schwaben (Hr. Limbach)
verdarb nichts. Herr Schenk (Otto von Wittelsbach) schien
nicht bei guter Laune. Weiß er nicht, daß seine Rolle ein
eßlair-anschützisches Paradepferd ist? Auch er durfte stärker
5auftragen, verschmähte wohl das Beispiel mancher theatralischen
Krippenreiter. Als er mit dem Wort: „Kaisermord!“
herausstürzte, konnte er jedenfalls ein Mehreres thun, — nicht
etwa mit Geschrei, nein, ein Blick auf sein Handschrift Schwert mußte ihm
Stimme, Blut und Leben gerinnen machen, und er hatte sich
10nur starr als halbe Leiche zu entfernen. Unter den Trümmern
seiner in Feuersgluthen einstürzenden Stammburg hätte er sich
auch mehr an seine Kinder hängen oder doch mehr um irgend
einen der letzten Spähne des Schlosses seiner Ahnen kümmern
sollen. Die Stücke aus Babo's Zeiten wurden im Vertrauen geschrieben,
15daß die Schauspieler etwas daraus und dazu machten,
ohne, wie jetzt, in Parenthesen dazu angewiesen zu seyn.

Grabbe.
34.

Handschrift 1.
20
  Der älteste Präsident, den die Welt gekannt hat und den
die Nachwelt auch noch kennen lernen wird, befindet sich auf
der 3ten Seite der Nummer 117 unsres Tageblatts. Baron von
Hompesch präsidirt darnach vom Jahre 1800 bis 4806 also
noch immer circa 3000 Jahre vorwärts. Daß ein Setzer das
25Menschenleben so verlängern kann!

2.
Stadt-Theater.

  Dienstag, den 26. April: a.) Lüge und Wahrheit.
Handschrift Lustspiel in 4 Aufzügen.

30
  Sehr gut von allen darin beschäftigten Darstellern gespielt.
Indeß wurde von den Zuschauern mehr gegähnt als geklatscht.
Wer mag auch ohne Langeweile sehen, wie die Leute sich auf
den Brettern vergeblich abquälen, auf fahlen Mähren gut zu