[GAA, Bd. IV, S. 209] und des Publicums Kosten auszureisen? Der Eine ist wieder daheim, vielleicht auch deshalb, weil es schwer hält, in der Fremde unterzukommen, und das verarmte Mannheim weder soviel Gage, noch so sicheres Asyl als Düsseldorf bot. Gelehrte 5behaupten, es seyen da zwar noch schöne, grade Straßen, aber mit leerer Perspective. Nur Leute, welche die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nicht kennen, und die Dalberge mit ephemeren Directionen verwechseln, auch nicht wissen, daß Mannheim oede geworden, seit es nur den Hof der 10Stephanie besitzt, welche sich um's deutsche Theater wenig bekümmert, mochten wähnen, dort sey jetzt noch auf der Bühne Glück zu machen, indem man hier sich fortmachte. Indeß — — — — warum so mild einen sich selbst Absentirenden wieder angenommen? Es zeigt edle, aber zuviele Nachsicht. 15Auf's erstemal folgt nach Adam Riese's Rechenbuch leicht das zweitemal. Ein gewisser Brenneke hat sich auch entfernt, und ist noch nicht retour, obwohl auch das zu erwarten. Vielleicht ward's ihm hier zu wohl, und der gute Mann hat vermuthlich gar 20geglaubt, er könne mit ein paar Lobsprüchen in der Tasche, welche ihm unter andren auch in diesem Blatt ertheilt worden sind, sofort sicher die Welt durchreisen und überall Effect machen, und, wenn auch nicht als Held, doch als Narr auf den Brettern sich produciren. Er irrt. Er wußte dahier den 25Narren freilich gut zu spielen, am thörichtsten beim Weglaufen. Weiß er aber nicht, daß die Leitung, unter welcher er stand, ihn über manche Schwächen und Gemeinheiten, an denen seine Darstellung litt, nach und nach erhob? Weiß er nicht, daß er bloß ein auffassendes Talent, kein schaffendes 30Genie ist? Nur letzteres kann in komischen oder gar possenhaften Rollen auch in der Fremde Beifall erzwingen, doch dieses Herrn Talent war sehr local. Hier war man mit seiner Manier, seinen Anspielungen und dergleichen vertraut geworden, anderwärts möcht's ihm erst lange Zeit kosten, soweit 35es zu bringen, vor allem wenn er irgendwohin reis't, wo man an einen anderen Dialect als den seinigen gewöhnt ist. Jede Bühne sollt' es sich zur Ehre rechnen, einen contractbrüchigen Schauspieler nicht aufzunehmen, ja, man könnte sie gesetzlich belangen, thäte sie es. Wer sich verdingt hat, handelt 40abscheulich, bricht er auch nur die letzte Secunde seines Vertrags. — Schauspieler mögen den Diplomaten zu unbedeutend |