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Nr. 306, siehe GAA, Bd. V, S. 334nothumbnail
Christian Dietrich Grabbe (Detmold) an Christian von Meien (Detmold)
Brief


Hochgeehrtester Herr

      Regierungsrath!

  In der Untersuchung gegen die Lemgoer Aufrührer, halte
30ich es für Pflicht, immer sobald als möglich Nachricht zu
geben, und das Möglichste zu thun. Es ist nicht, weil ich die
immer sichtbarer werdende Dummheit der Leute (welche
eigentlich den Namen „Narren“ so gut verdienen als „Rebellen“
) mit zu großen Augen betrachte, sondern weil sich grade
35in ihrer grundlosen, gegen ihre eigenen Interessen laufenden
Widersetzlichkeit derselbe Revoltegeist äußert, der von Paris
aus in wenigen Wochen sogar die Tscherkassen ergriffen hatte.

  Gestern sind alle Leute bei denen es nöthig war noch einmal
verhört, denn mit Einigen war man im Klaren, — die

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erfoderlichen Confrontationen sind angestellt, — nun kommt
aber der p Schmuck mit seiner Anschuldigung gegen Falkmann,
— ob, da bei Schmuck von den Empörern getrunken
ist, es nicht heißen kann

5            wer sich entschuldigt, eh' man klagt,

sey dahin gestellt, — heute Morgen wird er verhört, aber
falle es aus wie es wolle, der Mann zieht die Sache und den
Bericht bis Morgen in die Länge. Sollte er weitere Untersuchungen
machen, so schicke ich Ihnen auch vor dem Berichte
10Morgen früh alle Protocolle s. p. r. Bis jetzt hat mein Schreiber
sie nicht alle abschreiben können.
                         Hochachtungsvollst
Detmold d. 16t Mai    
            1831.                        gehorsamst Grabbe.