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GAA, Bd. II, S. 24 zurück Seite vorwärts

[GAA, Bd. II, S. 24]

 


Ist selbst das Weltrund eng, und scheint dir bloß
Ein Netz! Schwerlich hilft der Löwe immer!
Kardinal Ich tue Einspruch, Kaiser, wider dein
Verfahren!
5Kaiser Friedrich
            Einspruch? Rom? Ich weiß es, ihr
Sprecht ein, auch wo es euch geziemt, zu schweigen!
— Was wünscht der heilge Vater, Kardinal?
Kardinal
10Er will, daß du dich fügst, daß du die Stimme
Erstdruck Der Mutter, deiner Kirche hörst: gib Freiheit
Der Lombardei, gib dem Statthalter Christi
Zurück, was du ihm nahmst: Mathildens Güter, —
Den durch dich abgesetzten Geistlichen
15Gib ihre Stellen wieder, und erkenne
Den Papst als Oberlehnsherrn!
Otto von Wittelsbach Was?
Ich weiß nicht, zuckt die Hand mir, oder braust
Des Reiches Aar vor Zorn so auf, daß er
20Erzittert? Papst? Des Kaisers Lehnsherr?
Prinz Heinrich Vater,
Entsetzlich sind des Kardinales Forderungen!
Es wär Ein Schlag: mit den Lombarden laß
Das Haupt vom Rumpf ihm nehmen!
25Heinrich der Löwe zum Kardinal Freund,
Dir wäre Mäßigung recht not!
Kardinal Mich mäßigen?
Warum? Ich habe recht! Wer ist der Größere,
Der Kaiser oder Gott? Und ist der Papst
30Nicht Gottes Stellvertreter auf der Erde?
Erstdruck Die Hoheit all, die eures Kaisers Haupt
Umschwebt, ist nur geborgtes Licht! Es ist
Der Papst die Sonne, und der Kaiser nur der Mond!
Otto von Wittelsbach
35Ha, Mord und Tod — wer kann das länger hören?
Kaiser Friedrich auf den Kardinal deutend
Was der da schreit, das schreit er zu dem Volke, —
Durch Fanatismus will er mirs entreißen —
Doch bin ich nicht ein Schwächling, wie sie jetzt
40Auf Englands, Frankreichs, Spaniens Thronen sitzen —
— Mit diesem Blick nur, den ich auf mein Heer